Früher oder später möchte wohl jeder Anfänger und natürlich auch Fortgeschrittener Pianist seine Lieder gerne aufnehmen, um sie mit anderen zu teilen.
Wie das geht und welche Möglichkeiten es gibt wollen wir einmal im folgenden genauer erklären.
Wir gehen dabei auf zwei Möglichkeiten ein und beleuchten die Vor- und Nachteile. Entscheidend ist aber, was man genau vor hat:
Klang direkt vom E Piano aufnehmen ↓
oder
E Piano per Midi anschließen ↓, um andere Instrumente/Klänge vom PC zu nutzen
Am Ende des Beitrags haben wir Links zu kostenloser und kostenpflichtiger Software ↓ aufgelistet.
Klang direkt vom E-Piano aufnehmen
Die „normale“ Soundkarte des Computers ist für private Aufnahmen von der Qualität her meist ausreichend.
Wer allerdings etwas hochwertigere Aufnahmen machen möchte, sollte sich eine gute Soundkarte zulegen*. Für Aufnahmen per Midi ist diese sogar fast unabdingbar (mehr Infos dazu hier).
Gute Soundkarten bieten eine 150% so hohe Bittiefe: 24 Bit gegenüber den 16 Bit einer „normalen“ Soundkarte. Je höher die Bittiefe, desto höher der Dynamikumfang des Signals. Das macht einen großen qualitativen Unterschied aus.
Als Alternative zu einer neuen internen Soundkarte kann auch ein Audio-Interface* (auch externe Soundkarte genannt) genutzt werden, das über USB an den Computer angeschlossen wird. Das Interface ist einer internen Soundkarte aber nur dann vorzuziehen (da teurer), wenn man mobil sein möchte und das Interface an mehreren Computern nutzen möchte.
Klang direkt vom E Piano aufnehmen – Die Vor- und Nachteile
- Es kann der Klang des E-Pianos genutzt werden
- Einfaches Vorgehen – auch für Laien
- Fehler können nicht „ausgebessert“ werden – es muss nochmal komplett neu aufgenommen werden
- Man ist auf die Klänge des E-Pianos beschränkt (keine virtuellen Instrumente wie bei Midi)
Was Du benötigst
- E-Piano mit Line-Out Ausgang oder alternativ mit Kopfhörer-Ausgang
- PC mit Line-In-Eingang (blaue Buchse) oder Mikrofon-Eingang (rote Buchse) – besitzt eigentlich jeder PC
- Optional: Audio-Interface (externe Soundkarte) oder hochwertige interne Soundkarte für besseren Klang (24 Bit)
- Audio-Kabel Klinke 6,35mm auf 3,5mm* oder 3,5mm Audio-Kabel + 3,5mm auf 6,35mm Klinken-Adapter
- (Gratis-)Software, um das Gespielte aufzunehmen
Schritt für Schritt Erklärung
- Kabel anschließen
- Computer konfigurieren
- Aufnahme-Software installieren und konfigurieren
1. Kabel anschließen
Zunächst wird das E-Piano mit einem Audio-Kabel* 6,5mm auf 3,5mm am Computer angeschlossen:
Das große Ende (6,5mm Anschluss) wird an das E-Piano angeschlossen. Verfügt das E-Piano über einen Line-Out Ausgang wird dieser genutzt (dann schalten sich die Lautsprecher nicht ab). Ansonsten wird der Kopfhörer-Ausgang des E Pianos gewählt. Das Gespielte kann man sich über die Computer-Lautsprecher ausgeben lassen.
Das andere, kleine Ende (3,5mm Anschluss) des Kabels wird am Line-In Anschluss des Computers (die blaue Buchse) angeschlossen.
2. Computer konfigurieren
Jetzt konfigurieren wir unseren Computer so, dass wir bereits etwas hören, wenn wir auf dem E-Piano spielen.
Unter Windows (7) funktioniert das so:
Schritt 1: Rechtsklick auf das Lautsprecher-Symbol unten Rechts neben der Uhr → Aufnahme-Geräte anklicken
Alternativ: Über die Suche „Sound“ eingeben
Schritt 2: Dort nun auf den Aufnahme Tab klicken
Schritt 3: Hier sieht man nun den Line In Eingang. Diesen auswählen und auf Eigenschaften klicken.
Schritt 4: Zweiten Tab Anhören auswählen → Haken bei Dieses Gerät anhören setzen und mit OK bestätigen
Wenn das Fenster nun geschlossen wird, sollte das Digitalpiano bereits über die Lautsprecher erklingen.
Ist die Lautstärke zu niedrig, könnt ihr das Fenster erneut öffnen und den dritten Tab Pegel auswählen. Dort kann das Eingangssignal verstärkt werden. Dreht man diesen Wert aber zu hoch, kann es bei kräftigen, lauten Passagen zu einem Kratzen kommen. Hier muss jeder für sich etwas mit dem Pegel rumprobieren.
3. Aufnahme-Software installieren und konfigurieren
Der nächste Schritt ist die Installation der Aufnahme-Software. Geeignete Software (kostenlos und kostenpflichtig) haben wir weiter unten ↓ verlinkt.
Unabhängig davon, welche Software gewählt wurde, muss diese nun nur noch so konfiguriert werden, dass der Line-In Anschluss (also das Digitalpiano) als Eingangssignal verwendet wird. Das funktioniert bei jeder Software anders, aber ist meistens ganz einfach und schnell zu finden (hier als Beispiel anhand des No23 Recorders):
Tipp: Beim No23 Recorder kann nun mit dem Haken Aufnahmetest getestet werden, ob der Eingangspegel stimmt. Einfach den Haken setzen und kräftig auf dem E Piano spielen. Die beiden Pegel oben sollten dabei nur ganz knapp in den roten Bereich kommen und niemals die rote 3 erreichen (das führt zu kratzen in der fertigen Aufnahme). Erreichen die Pegel beim Spielen den roten Bereich, einfach links bei Volume die Aufnahme-Lautstärke runterstellen und erneut testen.
Und schon sind wir bereit mit dem E Piano unsere gespielten Lieder aufzunehmen. Einfach ein Zielverzeichnis auswählen und auf Record drücken, das Lied einspielen und die Aufnahme mit Stop beenden – Fertig.
E Piano per Midi anschließen, um andere Instrumente/Klänge zu nutzen
Für diese Aufnahme-Methode ist eine gute Soundkarte sehr wichtig*. Die „normale“ verbaute Soundkarte in Computern besitzt meist nur eine Bittiefe von 16 Bit. Gute Soundkarten besitzen eine 150% höhere Biettiefe von 24 Bit, was für hochwertige Aufnahmen wichtig ist.
Was aber noch viel wichtiger ist: Die Latenzzeit bei guten Soundkarten ist viel geringer! Die Latenzzeit ist die Zeit, die es dauert bis der Ton aus den Boxen kommt nachdem man eine Taste gedrückt hat. Möchte man mit dem E Piano Instrumente auf dem Computer spielen, sollte diese Latenz so gering wie möglich sein.
Manche eingebauten Soundkarten haben so eine hohe Latenz, dass ein Spielen über Midi fast unmöglich ist. Deshalb ist eine gute interne Soundkarte oder ein Audio-Interface* (externe Soundkarte) für das Musizieren über Midi unbedingt zu empfehlen.
Wer das Ganze aber erstmal nur ausprobieren will, kann es auch zunächst mit der eingebauten Soundkarte versuchen. Bis auf ein Midi-Kabel entstehen für erste Versuche keine Kosten, da man auch mit Gratis-Software arbeiten kann.
Das sind die Vor- und Nachteile
- Es können andere Instrumente/Klänge genutzt werden
- Fehler (falsche Töne) können ausgebessert werden
- Klang ist meist besser (je nach Qualität des virtuellen Instruments)
- Software ist etwas schwieriger zu bedienen
- Es werden virtuelle Instrumente benötigt
- Wenn keine gute Soundkarte vorhanden, meist sehr hohe Verzögerungen
Was du benötigst
- Digitalpiano mit einem Midi-Ausgang oder einem USB-Ausgang
- Optional: Ein Sound-Interface (siehe oben)
- Ein Kabel:
Wenn ein Audio-Interface mit Midi-Eingang* vorhanden ist, ein normales Midi-Kabel.
Wenn kein Audio-Interface vorhanden ist, ein Midi-to-USB Kabel oder ein normales USB-Kabel (je nachdem ob Dein E Piano ein Midi-Anschluss oder ein USB-Anschluss besitzt) - (Gratis-)Software, um die virtuellen Instrumente am PC anzusteuern
- (Gratis) Virtuelle Instrumente (VST Instrumente) auf dem PC
Schritt für Schritt Erklärung
- Kabel anschließen
- Software installieren
- VST-Instrumente runterladen
- Software konfigurieren (anhand von Anvil Studio)
- Mit Anvil Studio aufnehmen
- Spielfehler entfernen mit dem Piano Roll Editor aus Anvil Studio
1. Kabel anschließen
Standard – Mit eingebauter Soundkarte (ohne Audio-Interface):
Das Midi- (oder USB-)Kabel an das E Piano anschließen. Das andere Ende an den USB-Anschluss des Computers stecken.
Mit Audio-Interface:
Mit einem Midi-Kabel den E Piano Midi-Ausgang an den Midi-Eingang des Sound-Interfaces anschließen.
Bitte unbedingt ein hochwertiges Midi-Kabel verwenden! Mit billigen (5€) Midi-Kabeln haben wir sehr schlechte Erfahrungen bei der Übertragung gemacht.
2. Software installieren
Midi (Musical Instrument Digital Interface) übertragt keinen „Klang“, sondern lediglich Informationen über den gespielten Ton. Es werden also nur Informationen übertragen wie Welcher Ton, Welche Lautstärke, Wie lange klingt der Ton.
Um diese Daten nun hörbar zu machen, brauchen wir Software, die es ermöglicht diese Daten zu lesen und durch virtuelle Instrumente (sog. VST-Instrumente) abspielt. Im Prinzip also so wie das Digitalpiano selbst auch funktioniert.
Am Ende dieses Beitrags haben wir geeignete kostenlose und kostenpflichtige Software ↓ verlinkt.
Wir nutzen in dieser Anleitung als Beispiel das kostenlose Programm Anvil Studio.
3. VST-Instrumente runterladen
Als nächstes brauchen wir virtuelle Instrumente (VST-Instrumente), um auch etwas hören zu können. Diese Instrumente funktionieren wie beim E-Piano indem Samples von Instrumenten aufgenommen wurden, die dann wieder abgespielt werden.
Im Internet gibt es unzählige kostenlose VST-Instrumente. Viele davon von geringer Qualität, aber es gibt auch einige sehr gute.
Wer aber hochwertige Aufnahmen machen möchte, muss auf kostenpflichtige VST-Instrumente zurückgreifen. Auch hier ist die Auswahl groß.
Am Ende des Beitrags haben wir einige kostenlose und kostenpflichtige VST-Instrumente ↓ verlinkt.
In unserer Anleitung nutzen wir im Folgenden das kostenlose VST-Instrument Piano One.
4. Software konfigurieren (anhand von Anvil Studio)
Da die Auswahl an Software riesig ist, können wir keine Anleitung für jede Software schreiben.
Dennoch kann das folgende Vorgehen auch auf alle anderen Programme angewandt werden, da das Prinzip immer gleich ist.
Schritt 0: Das E-Piano sollte mit dem Computer verbunden (siehe oben) und eingeschaltet sein.
Schritt 1: Oben in der Leiste View → Synthesizers, MIDI + Audio Devices auswählen
Schritt 2: Midi In Port von <none> auf das Midi-Kabel stellen (in diesem Fall MIDIMATE II)
Schritt 3: Den Tab VST-Instrument auswählen und unten auf den Button Load a Virtual Instrument (VSTi)… klicken
Schritt 4: In dem Auswahl-Dialog zu dem runtergeladenen Instrument navigieren und dort die DLL-Datei auswählen (Keine Angst: es kann sonst nichts ausgewählt werden)
Das anschließende Popup mit Ok bestätigen.
Das Ganze sollte nun ungefähr so aussehen:
Schritt 5: Unter Edit VSTi Properties … können nun Einstellungen zu dem Instrument gemacht werden. Ein Klicken auf die Klaviertasten sollte Töne erklingen lassen.
Schritt 6: Unter View den Punkt Latency of MIDI + Audio Devices auswählen
Schritt 7: Den Button Analyze auswählen und anschließend Start drücken
Schritt 8: Nachdem die Werte ermittelt wurden auf Use These Values klicken. Das führte nun dazu, dass die Latenzzeit korrekt ermittelt wird. Je nach Soundkarte sollten die Töne nun zur selben Zeit aus den Boxen kommen wie der Tastendruck auf dem E Piano stattfindet.
Schritt 9: Unter View den Punkt Mixer auswählen. Dies ist der Bereich in dem aufgenommen wird.
Schritt 10: Für die Tonspur muss nun noch das Instrument ausgewählt werden. Dazu auf das aktuell gewählte Device klicken (bzw. auf <none>, wenn keins ausgewählt ist)
Schritt 11: Es öffnet sich ein neues Fenster. Hier bei dem Syntesizer Drop-Down das gewünschte Instrument auswählen (in unserem Fall PianoOne) und Bank auf <none> stellen.
Anschließend das Fenster mit OK schließen.
Fertig: Wenn nun auf dem E Piano gespielt wird, sollte das gewählte Instrument aus den Computer-Boxen ertönen.
5. Mit Anvil Studio aufnehmen
Mit einem Klick auf Rec können die gespielten Stücke aufgenommen werden. Es werden allerdings (natürlich) nur die Midi-Daten gespeichert.
Das hat den Vorteil, dass das Instrument jetzt auch noch verändert/ausgetauscht werden kann, obwohl man das Stück schon eingespielt hat. Es lässt sich der Sound also jetzt noch feintunen.
6. Mit dem Piano Roll Editor in Anvil Studio Fehler entfernen
Ein weiterer großer Vorteil ist, dass Verspieler ganz einfach ausgemerzt werden können, da dafür ja nur die falsch gespielte Note durch die richtige ersetzt werden muss:
Schritt 1: Wähle den Menüpunkt View → Piano Roll Editor
Schritt 2: Für eine übersichtlichere Ansicht, drücke folgenden, sehr versteckten Button, um das Layout auf vertical umzustellen:
Schritt 3: In dieser Ansicht kannst Du nun Noten (jeder Balken = 1 Note) editieren
Piano Roll Editor Bedienung:
- Ein Klick auf einen Balken entfernt diesen (gut, wenn man aus Versehen eine Note zuviel gespielt hat)
- Die Balken können auch nach oben und unten verlängert/verkürzt werden, falls eine Note zu früh gespielt wurde
- Mit einem Klick auf eine leere Stelle wird eine neue Note erzeugt (falls man eine Note vergessen hat)
- Was sich leider nicht einstellen lässt ist das Haltepedal (zumindest konnten wir das ausfindig machen)
Software für die Aufnahme eines Digitalpianos am PC
Kostenpflichtige
- Cubase
- Profi-Software – alles in einem
- Als Version Cubase Elements ab 99€ zu haben
- Sehr umfangreiche Funktionen
- Aufnahmen, VST-Instrumente und vieles mehr
Gratis-Software
- No23 Recorder
- Simpler Rekorder zum Aufnehmen
- Bis Windows 8 kompatibel
- Anvil Studio
- VST-Software
- ermöglicht das Nutzen von VST-Instrumenten und Aufnehmen per MIDI
- Midi-Noten können editiert werden
- Speichern als Audio-Datei möglich
VST-Instrumente
Wie bereits erwähnt ist die Auswahl an VST-Instrumenten riesig.
Kostenpflichtige VST-Instrumente:
- Native Instruments
- Native Instruments bietet sehr viele, sehr gute VST-Instrumente an
- Ein sehr guter Klavier-Sound ist z.B. die Alicia’s Keys Kollektion
Kostenlose VST-Instrumente:
- Piano One
- Für kostenloses Instrument sehr guter Piano Sound
Weitere VST-Instrumente finden
Google bietet hier sehr viele Seiten mit unzähligen VST-Instrumenten. Suchen wie „free vst instruments“ oder „best vst piano“ etc. sollten hier einige Ergebnisse liefern.
Noch Fragen?
Bei Fragen oder Problemen könnt ihr uns gerne mailen unter info@epiano-tests.de.